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GFWTC – Die ersten sechs Picks

03/07/2013

Es kann nur zwei Gründe geben, nicht zu wissen, was GFWTC bedeutet: Entweder liest man keine deutschsprachigen Footballblogs (außer diesem hier) oder man hat die letzte Woche in einem Land ohne Internetzugang verbracht. Oder auf dem Mond. Oder unter Wasser. Oder… ach, ihr wisst schon, was ich meine.

Für alle Mondbesucher sei es trotzdem erwähnt, dass GFWTC für „German Football Writers Teambuilding Challenge“ steht. Hinter diesem scheinbar unnötig langen Namen verbirgt sich eine kleine aber nette Spielerei, zu der die Jungs Benni und Flo vom Hard Count Blog (mit Podcast – unbedingt anhören! Hab ich die Hausaufgabe damit erledigt?) aufgerufen haben. Insgesamt nehmen zehn deutschsprachige Internetfootballschreiber teil und jeder versucht sich ein perfektes Team zusammenzustellen.

Also fangen wir an: Als Quarterback nehme ich Aaron Rodgers, als Running Back Adrian Peterson, meine Wide Receiver sind Calvin Johnson und Larry Fitzgerald, …

Moment! So einfach ist es dann doch nicht, denn wie auch in der NFL darf jeder Spieler nur bei einem Team unter Vertrag stehen. So kommt es, dass wir unsere Spieler draften. Zu Beginn wurde eine Reihenfolge festgelegt, die sich in jeder zweiten Runde umdreht – ein sogenannter Snake-Draft also. Wer in der ersten Runde als erstes dran ist, darf in der zweiten Runde als letztes wählen und in der dritten Runde wieder als erstes usw. und natürlich auch umgekehrt (die Jungs vom Hard Count Podcast würden jetzt so einen Einspieler mit „die Letzten werden die Ersten sein und die Ersten die Letzten“ oder so ähnlich).

So viel zum Ablauf, kommen wir zu meinem Draft, der mich nach den ersten sechs Runden absolut zufriedenstellt.

Aber fangen wir vorne an. Nachdem ich mich bereiterklärt hatte, mitzumachen, ging die Überlegung los: Wenn ich den ersten Pick bekäme, welchen Spieler würde ich nehmen? Antwort: Andrew Luck. Gerade erst ein Jahr in der NFL und schon hat er eine 2-14 Graupentruppe in die Playoffs geführt. Der beste junge Quarterback, den es momentan in der Liga gibt, der sein Team die nächsten 15 Jahre in die Playoffs und zu vielen Super-Bowl-Titeln führen kann.

Nächste Frage: Sollte bei meinem Pick Andrew Luck schon weg sein, welchen Spieler würde ich dann nehmen? Antwort: Aaron Rodgers. Er ist der aktuell beste Quarterback der NFL und hat noch einige gute Jahre vor sich.

Welcher Pick wurde mir aber zugelost? Der neunte! So wie in der vorletzte! Als ich dann letzte Woche nach der Auslosung joggen war, bekam ich die Erleuchtung: An der neunten Stelle bekomme ich weder Luck noch Rodgers, die werden mit den ersten Picks weg sein. Andere Quarterbacks wie Tom Brady, Drew Brees oder Peyton Manning sind schon etwas weiter über dreißig und um ein Team um sie herum aufzubauen, stellten sie mir nicht die ideale Wahl dar. Also wurde der Plan geschmiedet: Ich drafte meinen Quarterback als allerletztes. Jedes Team braucht nur einen Quarterback und bei zehn Teilnehmern bleibt am Ende immer noch ein Matt Ryan oder Tony Romo über, die immer noch gut genug sind, um einen Titel zu holen. Man muss eben nur ein verdammt gutes Team um sie herum haben.

So ging ich in die GFWTC mit der absoluten Überzeugung, die perfekte Strategie zu haben. Ein bestmögliches Team aufstellen und erst ganz am Ende den Quarterback einfügen. Läuft. Dann kommen die ersten Picks:

1. Colin Kaepernick – okay, etwas überraschend, aber kann man noch nachvollziehen.

2. Aaron Rodgers – bester Quarterback und so, schon erklärt.

3. Adrian Peterson – aha, er will also ein dominantes Run Game.

4. J.J. Watt – bester Defense-Spieler, den kann man sich natürlich früh sichern.

5. Calvin Johnson – der mit Abstand beste Wide Receiver in der NFL.

6. Von Miller – sehr starker Pass Rusher, hier setzt wieder einer auf Defense.

7. Russell Wilson – sehr gute Rookie-Saison, beweglicher, intelligenter Quarterback.

8. Drew Brees – bricht Rekorde ohne Ende, vielleicht der genaueste Quarterback in der NFL.

Nun sitze ich da mit meinem neunten Pick, will eigentlich keinen Quarterback nehmen und der Spieler, den ich mit dem ersten Pick genommen hätte, ist immer noch zu haben! Der Spieler, den es aus meiner Sicht zu haben gilt, will man ein Football-Team von Grund auf zusammenbauen. Der ultimative No Brainer! Und ich bin am Überlegen, ob ich nicht doch an meiner Strategie festhalten soll! Nicht weil ich beginne an Luck zu zweifeln, sondern weil ich es schade fand, so eine tolle Strategie über den Haufen zu werfen, nur weil die anderen zu doof sind, sein massives Potential zu erkennen.

Doch keine Sorge, mein Gehirn hat sich aus seiner mentalen Schockstarre befreien können und meinen Fingern dann doch erzählt, den Namen Andrew Luck einzutippen. Meine geniale Strategie komplett über den Haufen geworfen! Aber was soll ich traurig sein, hab ich dafür doch den aus meiner Sicht besten Spieler des gesamten Drafts bekommen. Trotzdem, irgendwo enttäuschend.

Aber weiter ging die wilde Fahrt, denn zwei Picks später war ich schon wieder dran – in der zweiten Runde durfte ich dann eben als zweites auswählen. In der Zwischenzeit wurden Robert Griffin III und Aldon Smith ausgewählt. War mir ziemlich egal, denn wenn man einen Franchise Quarterback hat, muss man ihn auch so gut wie möglich beschützen. Am besten mit dem (aus meiner Sicht) besten Left Tackle der NFL: Joe Thomas.

Dann ging das große Warten los. Sechzehn Picks lang musste ich zusehen, wie ein Spieler nach dem nächsten wegging. „Ja, den hätte ich gerne gehabt… Den auch… Der hätte auch super bei mir reingepasst… Hatte eigentlich nicht gedacht, dass er bis zu mir fällt, aber es wäre ja schön gewesen…“ So in etwa.

Direkt nach dem Joe-Thomas-Pick hatte ich mir noch keine großen Gedanken gemacht, wen ich gerne als nächstes hätte, nur dass es doch jemand für die Defensive Line sein sollte. Zu Beginn der dritten Runde, fing ich dann auch an, mir zu überlegen, wer es denn sein sollte. Objekt der Begierde Nummer eins: Gerald McCoy. Groß, böse, zerstörerisch! Ging natürlich gleich danach zu korsakoff. Nummer zwei: Henry Melton. Wenn Boris Beckers Wohnzimmer Wimbledon ist, dann ist Meltons Wohnzimmer das Backfield der Offense! Von der Offensive Line kaum zu stoppen, schießt er durch jede noch so kleine Lücke und macht alles kaputt, was vor ihm auftaucht. Großer Zittern, Bangen, Hoffen… und tatsächlich fiel blieb Melton auf dem Board, bis ich an der Reihe war.

Hatte ich also meinen dominanten D-Liner abgehakt, was nun? Zwei Picks später war ich ja schon wieder dran. Da kam mir dann wieder mein Quarterback in den Sinn, den ich Mitspieler-mäßig noch weiter unterstützen wollte. In Indianapolis hat Luck Reggie Wayne, doch ich wollte ihm eine noch schönere Waffe geben: Dez Bryant. Ein absolutes Tier auf dem Platz, der jeden Cornerback fast nach Belieben dominieren kann! Mit dem nächsten Pick ging Dez zu Johny. Was jetzt? Nächstbesten Receiver oder eine andere Position? Ich entschied mich für den nächstbesten Receiver, wo für mich die Wahl zwischen A.J. Green und Demaryius Thomas zu Gunsten von Green ausfiel.

Jetzt hatte ich also meinen Quarterback (Luck), der super beschützt wird (Thomas) und dessen Pässe von einem starken Receiver gefangen werden (Green), während auf den gegnerischen Quarterback Druck ausgeübt wird (Melton). Für den Anfang doch nicht schlecht. Und ich musste wieder sechzehn Picks warten…

Kyle Williams auf den ich mir noch berechtigte Hoffnungen für meinen nächsten Pick machte, ging zwei Picks später zu Christian (doch nicht so berechtigt die Hoffnung), Patrick Willis ging weg, Eric Weddle hätte ich auch gerne gehabt…

Und zu Beginn der fünften Runde ging wieder das Überlegen los. Ich will einen Chef für meine Defense. Willis ist weg und da ist für mich die offensichtliche zweite Wahl Sean Lee. Kräftig, athletisch, mit wahnsinnigen Instinkten gesegnet, intelligent und einfach alles, was man sich bei einem Linebacker wünschen kann. Leider etwas von Verletzungen gebeutelt, aber die waren bis jetzt wirklich Pech und sollte er in meinem Team landen, würde das nie passieren – gefälligst.

Bliebe dann nur die Frage, wen ich mit meinem zweiten Pick nehmen wollte. Die logische Wahl war Evan Mathis, ein Guard der Extraklasse. Konkurrenz bekam er von Jairus Byrd, einem jungen, aufstrebenden Safety-Stern am Firmament. Doch dann fiel mir auf, dass ein anderer Spieler noch gar nicht gewählt wurde: Percy Harvin! Eine Offense, bestehend aus Andrew Luck, der Pässe zu A.J. Green und Percy Harvin wirft? Und dafür auch noch Zeit hat? Wer will das nicht sehen?! Am Ende hat sich das Bauchgefühl gegen den Verstand durchgesetzt – ich wollte Harvin! Das Zittern und Bangen ging los (wenn auch nicht ganz so schlimm wie bei Melton – den wollte ich wirklich) und als ich an der Reihe war, waren tatsächlich noch beide zu haben. Und hier kam die Frage auf: Zuerst Lee oder zuerst Harvin? Bei wem ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass Johny ihn mir wegschnappen könnte?

Aus Erfahrung wusste ich, dass Johny mir gerne Receiver wegschnappt, also war klar, dass er total scharf auf Percy Harvin war. Konnte ja gar nicht anders. Also habe ich mich dieses Mal revanchiert und zunächst Harvin gewählt. Frustriert, dass er seine vielseitig einsetzbare Offensivwaffe nicht bekommen hat, musste er sich dann mit Ray Rice (neben B.J. Raji) zufriedengeben. Und ich hatte freie Bahn in Richtung Sean Lee!

Ich habe momentan also eine spektakuläre, explosive Offense und eine Defense, die zurzeit noch aus einem dominanten Interior Pass Rusher und einem perfekten Leader besteht. Wird doch…

Mathis und Byrd, die ich bei meinen letzten beiden Picks noch in der engeren Auswahl hatte sind natürlich schon längst weggegangen – wie sollte es anders sein. Ich bin gespannt, wie die ganze Geschichte weitergeht, und vor allem, ob mein Team am Ende so aussehen wird, wie ich es mir im Moment vorstelle.

Zum Abschluss: Kann irgendjemand noch mal Benni erklären, für welches Team Antoine Winfield mittlerweile spielt?

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  1. Red_7
    04/07/2013 um 14:06

    Es wäre in diesem Draft auch wirklich etwas falsch gelaufen, wen Lee nicht bei Dir gelandet wäre…

  2. 04/07/2013 um 14:17

    Sehe ich auch so. Vielleicht hätte ich ihn noch mit meinen nächsten Picks bekommen, doch das Risiko war ich nicht bereit einzugehen… 😉

  3. Red_7
    06/07/2013 um 16:29

    Ich kenne ja nicht alle die mitmachen, aber die Cowboysaffinität ist gefühlt nicht so hoch. Und die Lobeshymnen auf Lee werden außerhalb von Texas auch noch mit gebremsten Schaum verfolgt. Gut das Sean erst nach der Contract Extension explodiert… 🙂

  1. 04/07/2013 um 16:55
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